Thriller! Jason und Medea kurz vor Mitternacht (UA)


von Izy Kusche



Uraufführung am 24. April 2013 an der garage X Wien



mit Jaschka Lämmert, Nicola Schössler, Alexander Braunshör, Dennis Cubic, Arthur Werner



Regie: Antje Schupp
Ausstattung: Blanka Radoczy
Produktionsleitung: Sophie Pachner


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gleichzeit Verlag // Izy Kusche





Wo herrschendes Recht nicht gleich Gerechtigkeit bedeutet, da gibt es eine moralische Verpflichtung, das Ideal der Gerechtigkeit ins Recht zu setzen! Der Grieche Jason, der sich mit seinen Argonauten gegen Unterdrückung engagiert, spannt in Kolchis Medea in seine Gruppe ein, die nicht nur an bekannte Ikonen des Widerstands erinnert – der politische Kampf degeneriert im Laufe der Zeit angesichts der allgemeinen Verflachung und so zum bloßen Splatter. Wie konnte es nur so weit kommen? Denn längst gibt es keinen Unterschied mehr zwischen Griechen und Kolchern: Überall propagieren die Machthaber gerechte Verhältnisse. Die Wirklichkeit mag dabei anders aussehen. Aber was ist schon noch real? Wenn die Machthaber nur an seltsame Gestalten aus Gruselfilmen erinnern? Denn das eigentliche Sagen haben ja andere. Märkte. Systeme. Oder Diskurse. Die Realität ist vermeintlich so komplex geworden, dass sie niemand mehr erfassen kann, und dennoch weiß man, dass sie Flexibilität und eine pragmatische Einstellung erfordert. In einer postideologischen Zeit erscheint Medea als fremd, weil sie an ihren Überzeugungen festhalten will, während Jason sie irgendwann aufgibt. Das Goldene Vlies und sein darin eingeschriebenes Gerechtigkeitsideal ist dabei zwar von Anfang an kaum mehr als eine hohle Politmetapher, an die nur jugendliche Unbedarftheit zu glauben vermag. Und es scheint so, als könnte Idealismus diesen Makel auch nie überwinden. Aber ist man tatsächlich zu Naivität verflucht, wenn man glaubt, die Wirklichkeit verändern zu können? Und wieso scheitert man überhaupt an Verhältnissen, wenn doch nichts real ist? Nachdem der Mythos einer quasi antiken Protestgeneration durchschaut ist, bleibt der Mythos, in einer von Mythen befreiten Zeit zu leben. Tragik? Horror? Antik?



Pressestimmen



"Die Revolution, ein Kinderspiel?" von Patrick Holzapfel auf nachkritik.de


(...)Schön, wenn da – wie im Fall dieses Abends – ein unangenehmer, gesellschaftsrelevanter Beigeschmack haften bleibt.(...)

zur Nachtkritik



"Jason und Medea als moderne Terroristen in Thriller!" von Guido Tartarotti für den Kurier


(...)Gescheit, unterhaltsam und stark gespielt."



© Laila von Alvensleben