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Ein Stück Geschichte



"Ein Stück Geschichte" ist ein Stück Geschichte.

Inspiration und Vorlage sind 240 Tage aus dem Jahr 2017, in Anlehnung an die berühmten ersten 100 Tage einer neuen Regierung. Die Chronologie beginnt kurz nach der Inauguration von Donald Trump und thematisiert verschiedene Ereignisse, die in Folge dessen geschehen sind. Das Stück wirft die Frage auf, wie Theater - das als Kunstform damit arbeitet Wirklichkeit überhöht auf die Bühne zu bringen - auf politische Realitäten, wie wir sie derzeit erleben, überhaupt noch angemessen reagieren kann, wenn diese an sich schon eine künstliche Übertreibung sind, eine Inszenierung, die heute so und morgen anders erzählt wird.

"Ein Stück Geschichte" wählt als ersten Schritt den Weg der Dokumentation von kurz aufeinander eintretenden Ereignissen und gibt ihnen zusätzlich zu ihrer faktischen Existenz eine fiktive Geschichte. Die scheinbar zunächst zusammenhangslosen Szenen vereinen Tendenzen in Politik und Gesellschaft, die sich im Kern in unterschiedlichen Diskursen wiederfinden lassen. Sie sind der Rote Faden des Stücks. Diese Themenkomplexe kreisen zB. um eine immer noch existierende Ungleichheit in der Behandlung von Männern und Frauen oder von Nationen untereinander. Diese Ungleichheit setzt sich in Abkommen, Einkommen oder der Sichtbarkeit derjenigen fort, die öffentliche Aufmerksamkeit und somit eine Stimme erhalten.

Andere Themenkomplexe sind direkte Auswirkungen einer Politik, die sich immer mehr von der Realität ihrer Umsetzbarkeit entfernt, solange sie nur für den Moment einen starken Effekt erzielt. Einerseits werden Soforterlasse medienwirksam in Sekunden unterzeichnet. Die Konsequenzen dieser Unterschrift andererseits interessieren nicht. Politik wird zum Event und teilweise zum Märchen wie es Wilhelm Hauff nicht besser hätte schreiben können.


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Ein Mann unterschreibt ein Dekret. Der Mann ist mächtig und seine Unterschrift setzt ganze Staatsapparate in Bewegung. Frauen spielen in diesem Stück eine untergeordnete Rolle, den Ton geben mehrheitlich die Männer an. Allen voran dieser eine Mann. Howgh!

Eine Gruppe von Menschen sitzt am Flughafen fest, weil sie nicht mehr nach Hause fliegen dürfen. Das hat soeben der Mann unterschrieben und nun müssen sie zusehen, wo sie bleiben. Da hilft auch kein Beten. Wenn der Staat sagt: ist nicht, dann ist nicht.

In einem anderen Land wird zur gleichen Zeit fast einstimmig das Gesetz verabschiedet, dass häusliche Gewalt keine Straftat ist, wenn sie nur einmalig ausgeübt wurde. Dass jährlich 12.000 Frauen in diesem Land an den Folgen dieser Gewalt sterben ist damit nicht mehr als ein Kavaliersdelikt. Das nennt man Demokratie. Wo sind wir hier eigentlich?

Wir sind im Jahre 2017. Aber die Zeit ist aus den Fugen und läuft rückwärts. Neandertaler treten auf, die Aufklärung wird abgeschafft, Tote erwachen zum Leben und die Protagonisten dieses Stücks müssen sich gut festhalten, dass sie nicht aus Versehen im falschen Jahrhundert landen. Rückschritt ist der neue Fortschritt! Und der Fortschritt - Verzeihung, Rückschritt - ist bekanntlich nicht zu stoppen.

Während also die Libysche Küstenwache brav von der EU finanzierte Kurse über Genderawareness absolviert, werden anderswo Leichen aus Pakistan nach Schweden gekarrt, um Missgeschicke des mächtigen Mannes notdürftig zu kaschieren. Schließlich bahnt sich eine Revolution an und wir befinden uns im Jahre 1789. Oder 2017? Der Mann jedenfalls manövriert sich am Ende in seinen eigenen Untergang, als er sich im falschen Moment das Lachen nicht verkneifen kann.

Was bleibt? Viel Blah Blah und eine Utopie, bei der man nicht genau weiß, wie gut man sie findet.